ICM – drei weitere Beispiele

Beispiele Independent Chip ModelIn diesem Artikel zeigen weitere Beispiele von ICM (Independent Chip Model), wie unterschiedlich der cEV vom $EV in SnG-Turnieren sein kann und dass zusätzlich gewonnene Chips in SnGs weniger wert sind als verlorene Chips.

 

Sinkender Grenznutzen von zusätzlichen Chips

Viele Spieler, gerade solche die früher Cash Game gespielt haben, haben Mühe damit, diese Aussage zu verstehen. Zum Beispiel haben sie gelernt, dass man vor dem Flop mit AA auf jeden Fall All-In gehen kann. Bei Turnieren ist das fast immer auch die richtige Entscheidung, aber nicht immer. Oder nehmen wir an, der Gegner geht im Cashgame preflop All-In und zeigt dabei versehentlich seine Karten – AK offsuit – und wir halten 22. Dies ist im Cashgame ein klarer Call, da wir gegen AK eine Equity von 53% haben. Bei einem SnG, wo wir schlussendlich nicht um Chips, sondern um eine gute Platzierung mit einem entsprechenden Dollar-Wert spielen, ist dies häufig ein Fold. Warum? Weil in SnGs, und insbesondere an der Bubble, der Wert von gewonnenen Chips deutlich tiefer ist als der Wert von verlorenen Chips.

 

Beispiel: Qualifier Turnier (Pocket Aces vs. AnyTwo)

Nehmen wir an, dass in einem Qualifier Turnier mit einem Buy-In von 10+1$ von 200 Spielern noch 21 übrig sind. Die Plätze 1-20 erhalten jeweils ein Ticket im Wert von 100$. Wir sind gegenwärtig auf Platz 2 mit einem Stack von 20 BB, und einige Spieler haben nur noch Stacks von <3BB. Wir sitzen im Big Blind mit AA, alle Spieler folden zum SB, welcher Chipleader ist und All-In geht. Der Chipleader hat diesen Move die letzten 4 Runden gemacht – er kann AnyTwo Cards halten. Wir wissen, dass wir 85% Equity gegen AnyTwo haben. Sollen wir mit unseren Pocket Aces callen? Ganz klar nein – was im Cashgame der einzige richtige Move ist, wäre in diesem Turnier fatal: Wir müssen die Aces folden, da wir nichts zu gewinnen haben (das Ticket im Wert von 100$ haben wir auf sicher), während wir in 15% der Fälle der Bubble Boy werden könnten.

 

Beispiel: Erste Hand in einem SnG (AKo vs. 22)

Kommen wir nochmals auf unser Beispiel mit AKo versus 22 in einem 10handed SnG mit 22+2$ Buy-In zurück. Zu Beginn des SnGs haben alle Spieler eine Equity von 10% oder 20$. Der ICM-Rechner bewertet einen doppelt so hohen Start-Stack gegen 8 verbleibende Gegner mit einem $EV von 18.44$

Sollen wir in diesem Falle mit 22 ein All-In callen?

Gemäss Pokerstove haben wir mit 22 eine Equity von 53.04%. Falls wir gewinnen, haben wir einen $EV von 18.44$, falls wir verlieren, einen $EV von 0.00$. Wenn wir folden, haben wir einen unveränderten $EV von 10.00$

Unsere Equity, falls wir callen, beträgt 0.5304 x 18.44$ = 9.78$, was 0.22$ weniger ist, als wenn wir folden würden. Der aufmerksame Leser wird bemerkt haben, dass, falls wir dennoch callen und gewinnen würden, 1.56$ (20.00$ – 18.44$) „verschwunden“ sind. Diese sind jedoch nicht verschwunden, sondern gehen an die verbleibenden Spieler über. Richtig, die anderen acht Spieler, die gar nicht in der Hand waren, haben Equity gewonnen – ihr Chipbestand ist nun 10.19$ wert.

 

Beispiel: Erste Hand in einem SnG (AA gegen neun All-Ins)

Ein letztes Beispiel zeigt, dass wir in einem SnG Pocket-Aces folden müssen, wenn in der ersten Runde alle anderen acht Spieler All-In gehen. Wenn wir jedoch folden, haben den zweiten Platz auf sicher und können mit etwas Glück und Geschick sogar noch Erster werden. Denn:

Mit AA haben wir 10handed gemäss Pokerstove eine Equity von 31.1%. Dies entspricht in einem 10+1$ SnG einem $EV von 31.1$ (in 31.1% der Fälle gewinnen wir 100$, in 69% der Fälle gehen wir leer aus).

Wenn wir folden, dann spielen wir Heads-Up gegen einen Spieler, der 9x so viele Chips wie wir hat. Da wir 30$ auf sicher haben und eine 10%-Chance auf den ersten Platz haben, dh auf weitere 20$ haben, beträgt unser $EV im Falle eines Folds von AA 32.0$, was 0.9$ grösser ist als 31.1$.

Jetzt mag man sagen, dass 0.9$ nicht viel sind, aber dem ist nicht so. Auf höheren Limits haben selbst gute Spieler keinen ROI im zweistelligen Prozentbereich. Und 0.9$ Gewinn bei einem 10+1$ SnG entsprechen 8% ROI.

 

Zusammenfassung

Diese drei Beispiele sollen verdeutlichen, dass in Turnieren und insbesondere in SitnGo’s der Chip-Erwartungswert vom Dollar-Erwartungswert abweicht und entsprechend gewonnene Chips weniger Wert sind als verlorene Chips. Dies bedeutet, dass man sich bei SnGs in der Regel nicht auf Coinflips einlassen sollte und jeweils dem $EV und nicht dem cEV Beachtung schenken sollte.

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