Die Realität des Poker Downswings

Jeder Pokerspieler wird einmal in seiner ganzen Karriere schlechter laufen als er selbst je gedacht hätte. Nur wer es schafft, den Downswing zu überstehen – sprich, das richtige Mindset haben – wird schlussendlich eine erfolgreiche Karriere als Pokerspieler haben.

Was versteht man unter einem Downswing?

Ein Downswing ist eine Phase, in der ein Spieler über mehrere Sessions viel weniger Profit macht als sein erwarteter Gewinn – d.h. weit unter seiner Win-Rate läuft. In der Theorie existiert der Downswing eigentlich gar nicht. Downswings bilden sich Pokerspieler nur ein, weil sie sich von all ihren Sessions nur an die grossen Losing Sessions zurück erinnern. Die ganze Poker Community redet aber von Downswings, also benutzen wir hier diesen Term.

Wenn Pokerspieler von Downswings reden, dann denken sie an Winning-Players, die über eine aussägekraftige Sample Size Verlust machen. Es ist aber falsch zu behaupten, dass dies nur für Winning-Players gilt. Auch wenn ein BE-Player in einer langen Periode Verlust macht oder ein Losing-Player mehr verliert als er normalerweise würde, ist hier die Rede von einem Downswing. Kurz gesagt: Man redet von Downswings, wenn ein Spieler nach einer langen Zeit unter seinem Erwartungswert läuft.

 

Downswing #1 – Die Wirkung einer einzigen entscheidenden Hand

Das Resultat vieler Sessions hängt sehr davon ab, wie die Schlüssehände ausgegangen sind. Eine einzige Hand kann entscheidend sein, ob Du eine Losing- oder Winning-Session hast. Stell Dir mal vor: Du hast eine Cash Game Session beendet und ein bisschen verloren. Eine entscheidende Hand war ein 200 BB Pot, wo Dein Gegner auf dem Turn seine Straight (8 Outer) getroffen hat. Wenn die River-Karte eine Blank gewesen wäre, hättest Du jetzt eine Winning-Session. Das ist nur der Effekt einer einzigen Hand. Im Laufe einer Session spielst Du um mehrere grosse Potte. Je mehr bzw. länger zu spielst, umso mehr Zeit hat die Varianz um sich auszugleichen.

Dieser eine grosse Pot war also entscheidend, ob Du eine Winning- oder Losing-Session hast. Der Ausgang solcher Hände kann Folgendes bewirken:

  • Eine kleine Losing-Session wird zu einer grossen Losing-Session
  • Eine Break-Even-Session wird zu einer kleinen Losing-Session
  • Eine Winning-Session wird zu einer Break-Even-Session

Dies gilt natürlich auch umgekehrt, wenn der Ausgang der Hand positiv war. Sprich: Eine kleine Winning-Session wird zu einer deutlichen Winning-Session etc. Gehe einmal Deine Sessions durch. Die meisten Deiner kleinen Losing-Sessions wären eine Winning-Session gewesen, wenn eine Hand anders ausgegangen wäre – z.B. wenn Dein Gegner den Flush auf dem River nicht gemacht hätte.

 

Downswing #2 – Quote der Winning-Sessions

Wie viele der Sessions gewinnt ein Winning-Player? Diese Zahl alleine ist sagt natürlich nicht, wie profitabel ein Spieler wirklich ist. Für gute Spieler ist die Quote bei ca. 55-60%. Darüber kann man streiten, da viele glauben, dass das ein bisschen wenig ist. Deren Erwartungen sind aber nicht realistisch. Die Quote der Winning-Sessions kann sich je nach dem „verfälschen“. Eine äusserst hohe Quote kann daran liegen, dass ein Spieler seine Sessions zu früh beendet, um seinen Gewinn zu schützen. Während ein profitabler Spieler mit einer tiefen Winning-Quote evtl. Stop-Loss Limite setzt.

Kommen wir zur Realität. Der Spieler, der aufhört zu spielen wenn er ahead ist, verpasst hier sehr wahrscheinlich eine Chance viel mehr zu gewinnen. Warum sollte man aufhören wenn man gut läuft und viele Fishe am Tisch sind? Erstens, spielt man sowieso sein A-Game. Und zweitens, sollte man erst dann wieder kommen, wenn alles Sharks am Tisch sind? Seine Sessions früh aufhören, weil man Gewinne schützen will, ist nicht das richtige Mindset. Das ist einfach scared Money. Und scared Money ist wie Tilt – oder dead money.

Stop-Loss Limite kann psychologisch gut sein, jedoch für einen Vollblutprofi nicht zu empfehlen. Es bringt eigentlich so gut wie nichts. Stop-Loss Limite setzt man, weil man in einer Session nicht zu viel verlieren will oder man sich so von Tilt schützt. Der richtige Profi tiltet praktisch nie oder selten. Stop-Loss Limite sind kein Mittel um Downswings zu beenden. Wenn man JETZT aufhört zu spielen, dann verschiebt man den Swing auf später (nächste Session). Es spielt keine Rolle, ob man jetzt weiterspielt oder morgen. Die Varianz einer Sample Size von 20k Hände sind die nächsten 20k Hände – egal ob diese nächsten 20k Hände heute oder auf drei Wochen verteilt sind.

Wie gross ist die Chance, dass ein Winning-Player (x) Losing-Sessions am Stück hat?

Nehmen wir an, dass ein sehr solider Winning-Player langfristig 60% seiner Sessions gewinnt – d.h. zu 40% verliert er eine Session. Hier eine Tabelle:


Anhand dieser Tabelle wird ein 60%-Quote Winning-Player einmal in 97 Sessions, fünf nacheinander folgende Losing Sessions erleben. Das heisst, wenn er jeden Tag eine Session spielt, wird er ca. einmal während drei Monaten fünf Losing-Sessions am Stück haben.

Auf den ersten Blick sieht es vielleicht harmlos aus. Aber wenn Du ein Regular bist und jede Woche zehn Sessions spielst, – ca. 40 Sessions pro Monat – ist das alles andere als harmlos. Du würdest während acht Monaten einen Downswing von sechs nacheinander folgenden Losing-Sessions, wie auch jeden Monat vier darauf folgende Losing-Sessions durchmachen – oder besser gesagt erwarten. Sollte man aus konservativen Gründen weniger spielen? Nein, wenn Du z.B. pro Woche nur halb so viele Sessions spielst, verringern sich zwar diese Anzahl Downswings nominal, aber sie dauern umso länger – in diesem Beispiel doppelt so lange.

Downswings sind nicht nur viele nacheinander folgende Losing-Sessions. Es sind lange Perioden, wo Du unerwartet viel Geld verlierst. Eine Winning-Session hilft Dir nicht besonders viel, wenn Du viele grosse Losing-Sessions durchmachst. Während eines Downswings wirst Du auch einige Winning-Sessions haben, welche jedoch im Gegensatz zu den Losing-Sessions klein sind.

 

Downswing #3 – Umgang mit Downswings

Das ist das wahrscheinlich schwierigste beim Pokern. Den Umgang mit Downswing haben selbst die besten Spieler noch nicht ganz im Griff. Viele sehr gute Spieler verlieren deutlich mehr als sie eigentlich würden. Einige davon geben Poker sogar ganz auf, weil sie mit Downswings nicht umgehen können.

Die Varianz beim Pokern ist sehr hoch. Unerfahrene Spieler unterschätzen diese und sind von konservativen Bankroll Management Strategien – empfohlen von erfahrenen Spielern – oft überrascht. Sie denken, dass sie ihre Bankroll für ihr Limit ausreichend ist und verstehen dann die Welt nicht mehr, wenn sie innerhalb wenigen Tagen alles verlieren.

Ich habe eine grosse Bankroll, also muss ich mir keine Sorgen über Downswings machen, oder? Theoretisch ist das richtig, denn es ist eigentlich nur eine Frage der Zeit bis man wieder besser lauft. Sozusagen ein Warten auf bessere Zeiten (Swings), welche man nicht direkt beeinflussen kann. In der Realität ist es aber nicht so einfach. Wenn man sich mitten in einem Downswing befindet, wo die Ergebnisse während einer langen Periode nicht mit den Erwatungen übereinstimmen, kann Poker ein verfluchtes Spiel sein. Das Gefühl eine erfolgreiche Winning-Session zu haben, kennt man nicht mehr. Und egal was man macht, die Resultate bleiben negativ.
 
Dieser Artikel wurde von Stephan Tchen verfasst.
 

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